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Pinterest: Was steckt hinter dem Hype?

Das Social Network mit dem derzeit höchsten Hype-Faktor heißt Pinterest. Der Dienst hat nicht nur die Schallmauer von 10 Millionen monatlichen Unique Visitors schneller als jede andere Webseite zuvor durchbrochen und bereits 37,5 Mio. US-Dollar an Investorengeldern angezogen, auch über spektakuläre Monetarisierungsoptionen wird bereits spekuliert – und das alles, obwohl Pinterest erst vor zwei Jahren gestartet ist und sich noch immer in einer Invite-only Phase befindet.

Für alle, die sich mit Pinterest noch nicht so gut auskennen: Der Dienste ist eine Art digitale Foto-Pinnwand, auf welcher Nutzer eine Sammlung ihrer Lieblingsbilder („Pins“) aus dem Netz anlegen können. Wie bei Facebook können auch Pins mit einem „Like“ bedacht, weitergepostet und kommentiert werden.

Anders als Facebook, das sich in Sachen „F-Commerce“ eher rückwärts als vorwärts zu bewegen scheint, sorgt das Pinterest-Prinzip dafür, dass hier Produkt(-bilder) mit zu den zentralen Elementen zählen. Für US-Entrepreneur Nir Eyal ist daher klar: Während Facebook & Co. noch auf den „social graph“ setzten, der bestimme, wer einem wichtig sei, gehe es bei Pinterest um den „interest graph“, der bezeichne, was dem Nutzer wichtig sei. Eyals Schlussfolgerung: „Pinterest will be the first company to nail E-Commerce personalization.” Während im Gefolge der Produktempfehlungen bei Amazon lange Zeit auf Data Mining und komplexe Empfehlungs-Algorithmen gesetzt worden sei, habe Pinterest diese Problematik einfach mittels seiner – so einfachen, wie genialen – Benutzeroberfläche gelöst. Im Prinzip müsse Pinterest nicht einmal wissen, was die von den Usern geposteten Bildern darstellten, die Querbezüge zwischen Pins uns Nutzern reichten aus, um treffsichere Aussagen über die jeweilige individuelle Relevanz zu machen.

Auf Produktebene entsteht so mit wachsender Pinterest-Nutzungsdauer ein immer detaillierterer Katalog persönlicher Konsum-Sehnsüchte. Noch hat sich Pinterest für kein konkretes Monetarisierungsmodell entschieden, doch sind verschiedene Szenarien vorstellbar: Diese gehen von gebrandeten Pins über Affiliate-Modelle bis hin zu APIs, welche die Pins mit Onlinehändlern in Verbindung setzen könnten. Und während über Facebook ständig das Damoklesschwert eines Vergraulens der User durch eine zu starke Kommerzialisierung schwebt, scheinen Pinterest-Nutzer geradezu prädestiniert für die Anliegen der E-Commerce Branche.

Dennoch gibt es auch Fragezeichen, ob Pinterest den Sprung vom Hype zum Massenphänomen der Marke Facebook wirklich schafft. So scheint der Dienst vor allem einen speziellen Internet-User-Typ anzusprechen: Der durchschnittliche Pinterest-Nutzer ist zwischen 18 und 34 Jahren, weiblich, mit überdurchschnittlichem Einkommen und stammt aus dem „Heartland“ der USA. Zudem könnte das Prinzip des Postens fremder Bilder – gerade in Deutschland – zu einem Urheberrechtsproblem werden, wie Spiegel Online neulich feststellte.

Eines der wichtigsten Argumente für Pinterest ist jedoch die Menge der in letzter Zeit entstandenen Kopien der Seite – um nur einige zu nennen: Das von den Samwer Brüdern / Rocket Internet gesponserte Pinspire, die Open Source-Variante Open Pin und das „Pinterest für Männer“ Gentlemint.

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