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Google Analytics und seine Alternativen

Fast-Monopol: Geht es um die Erfassung des Traffics einer Webseite, fällt den meisten Onlineshop-Betreibern vor allem Google Analytics ein. Dass es aber noch viele andere Analyse-Tools – teilweise auch aus Deutschland – gibt, ist oft nicht so bekannt.

google-analytics

Die Macht von Google

Wie bei Suchmaschinen: Googeln ist schon seit Jahren in den Sprachgebrauch übergegangen. Auch bei der Analyse von Webseiten hat sich das US-Unternehmen eine bedeutende Vormachtstellung aufgebaut: Der Marktanteil von Google Analytics liegt bei .com-Domains bei 75,57 Prozent. In Deutschland kommt der Webriese dagegen „nur“ auf 54,19 Prozent.

Wie weit verbreitet Google Analytics auch bei deutschen Onlineshops ist, zeigt eine Studie von aQvisit mit mehr als 6.500 Shop-Webseiten. Demnach nutzt, mit einem Anteil von 51,2 %,  mehr als die Hälfte der untersuchten Online-Shops, nämlich 3.327, Google Analytics.

Google Analytics ist aus zwei Gründen extrem mächtig: „Die Kompatibilität innerhalb des Google-Universums mit Youtube, Search Console, Adwords, Doubleclick und Co funktioniert absolut reibungslos. Klar, dass Google da die Implementierung von fremder Software wie zum Beispiel Piwik kompliziert anstellt, was dem Shop-Betreiber die Auswahl einer Analyse-Software Richtung Analytics natürlich vereinfacht„, sagt Online-Marketing-Experte Carlo Siebert und fügt hinzu: „Zusätzlich kostet Analytics nichts und die Einbindung des Tracking-Codes ist relativ einfach.

Aber wieso ist Google Analytics so wichtig für Onlineshop-Betreiber? „Weil jeder Besucher in der Regel durch ein Marketing-Budget mühsam auf den eigenen Shop gebracht wurde und nun eine Auswertung der Bewegung innerhalb des Shops ein logischer Schritt ist„, erklärt Carlo Siebert und fügt hinzu: „Besonders Google Analytics hat den Vorteil, dass es ein extrem mächtiges Werkzeug ist und zusätzlich kostenlos ist. Daten wie ‚mit welchem Browser gibt es die höchste Abbrecher-Quote im Checkout‘ sind bares Geld wert und können den Shop-Umsatz langfristig steigern.“ So sollten Anbieter bestimmte Nutzer unter Umständen anders ansprechen.

Google Analytics im Datenschutz ganz schwach

Die Plattform „Web Analytics Tools“ vergibt einen Ratingwert für die Vollständigkeit von Analyse-Tools. „Klar ist, dass am Ende nicht die beste Lösung herauskommt, sondern die vollständigste im Sinne der hier benutzten Kriterien und Gewichtung. Nicht mehr – nicht weniger“, heißt es dazu auf der Webseite. Demnach liegt der Vollständigkeits-Ratingwert für Google Analytics „nur“ 40,7 Prozent. Beim Dashboard erreicht das Tool des Webriesen 55,8 Prozent und bei Segmentierung immerhin 64,3 Prozent. In Sachen Datensicherheit landet Google Analytics aber bei schwachen 16,2 Prozent. Gerade in dieser Kategorie überzeugen Alternativen. Aber welche?

Alternativen zu Google Analytics

Wie es bei Suchmaschinen mit Bing, Yahoo und Co Google-Alternativen gibt, so ist es auch bei den Analyse-Tools. Es gibt zum Beispiel Enterprise-Software von Adobe und anderen Anbietern. Im Folgenden konzentrieren wir uns erst auf Piwik, Econda und Etracker.

piwikPiwik

Piwik ist der Nachfolger des inzwischen eingestellten Projekts phpMyVisites. Das Tool belegt in der Nutzung in Deutschland den zweiten Platz hinter Google Analytics. Bei der Studie von aQvisit kommt Piwik bei den deutschen Onlineshops auf einen Anteil von 4,32 Prozent. Laut Web Analytics landet das Tool hierzulande bei 6,05 Prozent. Das Unternehmen wirbt vor allem mit drei Aspekten: dem Preis, dem offenen Ansatz und dem Umgang mit den Daten.

Kosten: kostenlos

Funktionen:

  • Statistik über Seitenabrufe auf Tageszeiträume kumuliert und als Echtzeitlog
  • Unique Visits mit third party cookies
  • Besucheranalyse (Herkunftsländer, Browser, Betriebssystem)
  • Referreranalyse
  • Zieldefinition
  • Mandantenfähigkeit für mehrere Websites
  • Kampagnen- und Zieltracking für den Ecommerce
  • Anonymisierung der IP-Adresse zum Datenschutz
  • Clients für Android und iOS

Kunden (Auswahl): T-Mobile, Wikimedia, Forbes, Sharp, Oxfam

Vorteile: Open-source, Datenschutz (Daten werden auf Server von Nutzer gespeichert), Dashboard anpassbar, Funktionen erweiterbar mit PlugIns

Nachteile: Für die Installation (Dauer: ca. 5 Min) wird PHP 5.1 und eine Mysql Datenbank benötigt. Piwik bietet nicht so viele und keine so präzisen Analyse-Tools wie Google, z.B. bei der Geolokalisierung.

Sonstiges: Tracking-Code muss wie bei Google Analytics in Webseite eingebaut werden

econdaEconda

Das Unternehmen Econda bietet bereits seit 2001 Lösungen zur Traffic-Analyse von Online-Shops an und wird in Karlsruhe entwickelt. „Wir wollen der führende Anbieter für Data-driven E-Commerce in Europa sein“, heißt es auf der eigenen Webseite. Noch ist dies aber noch weit entfernt von der Realität. Das Tool kommt bei den .de-Domains auf einen Marktanteil von 2,25 Prozent. Laut der aQvisit-Studie landet Econda sogar bei 6,33 Prozent.

Kosten: Nur auf Anfrage

Funktionen:

  • Data-Driven E-Commerce Suite
  • Data-Driven Content Suite
  • Plug-In Center
  • Data Services
  • PIA Marketing Suite

Kunden (Auswahl): Babywalz, Billiger.de, Base, Bader, Bosch, Deichmann, HSE24

Vorteile: stark im Bereich E-Commerce, Econda erfüllt alle Anforderungen des strengen deutschen Datenschutzrechts – bestätigt vom TÜV Saarland; Analyse nach RFM-Modell (Ausnahme)

Nachteile: nicht kostenlos

Sonstiges:

etrackerEtracker

Etracker mit Sitz in Hamburg will ein „Werkzeug für jeden Marketer zum Analysieren, Testen und Personalisieren von Websites & Apps“ bieten. Das Tool kommt in Deutschland auf einen Marktanteil von 6,15 Prozent. Die aQvisit-Erhebung landet sogar bei 13,43 Prozent.

Kosten: variieren, mind. 19 Euro/Monat (günstigste Variante)

Funktionen (je nach Version):

  • Live-Tracker
  • Maustracking
  • Klickpfad-Analyse
  • Kampagnen-Integration durch AdWords-Schnittstelle
  • App-Analyse
  • Shop-Analyse
  • Formularanalyse
  • Zufriedenheitsanalyse
  • Customer Journey-Analyse
  • A/B Tests
  • Personalisierung
  • Conversion Rate (CR)-Optimierung

Kunden (Auswahl): Bahlsen, Basler Versicherungen, Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Henkel, Jack Wolfskin, RTL2

Vorteile: u.U. günstig, Funktionen je nach Version erweiterbar; Datenschutzkonform

Nachteile: kostenpflichtig

Sonstiges:

Vergleichstabelle für Google Analytics und Alternativen

 Google AnalyticsPiwikEcondaEtracker
Preis kostenloskostenlosauf Anfragevariiert, mind. 19€/ Monat
Verbreitung51,18 Prozent4,32 Prozent6,33 Prozent13,43 Prozent
VorteileMarktmachtOpen-Source, Datenschutzstark im E-Commerce, DatenschutzDatenschutz,
NachteileDatenschutzInstallation, Funktionsumfangkostenpflichtigkostenpflichtig

 

Zwischenfazit

Die Qual der Wahl: Für welches Analyse-Tool sich Onlineshop-Betreiber entscheiden, bleibt ihnen zwar selbst überlassen. „Die relevanten Alternativen zu Google Analytics sind Piwik, Etracker und vielleicht noch die Adobe Analytics (siehe unten) – was aber wahrscheinlich für die wenigsten Onlinehändler interessant ist. Vorteil an Piwik und Etracker sind in meinen Augen der Datenschutz.“, rät der Online-Marketing-Experte Carlo Siebert.

Unterschiede gibt es bei den Tools nicht sehr viele„, sagt Carlo Siebert. Seiner Meinung zufolge ist das Niveau der Datenerhebung schon sehr hoch und auch der Funktionsumfang ist bei allen Anbietern vernünftig. „Aber es macht natürlich einen Unterschied, ob Google – welches extreme Ressourcen und Manpower anzapfen kann – hinter der Software steht oder eine vergleichsweise kleine Firma wie bei Etracker bzw. der Open-Source-Ansatz von Piwik„, erklärt der Online-Marketing-Experte. Das zeige sich beispielweise in der Genauigkeit der Daten. Bei Etracker kann bei der Datenqualität schon mehr erwartet werden, weil hier der Preis ab 19 Euro pro Monat beginnt.

Auch die Verknüpfung mit anderen sehr wichtigen Tools: Adwords und Search Console sind bei Analytics natürlich problemlos möglich. Das ist bei ‚externen Tools‘ leider nicht der Fall und sicherlich von Google auch so gewollt„, so Siebert.

Die russische Alternative

yandexYandex Metrica ist das kostenlose Analysetool von Yandex, der größten russischen Suchmaschine. Die Software ist eine gute Alternative zu Google Analytics, denn sie bietet teilweise sogar mehr Funktionen als der US-Konkurrent. Bei Yandex können Nutzer zum Beispiel den sogenannten Webvisor nutzen, um damit Scroll-Bewegungen, Mausbewegungen und Tasten-Aktionen verfolgen zu können, wie das folgende Video zeigt: https://www.youtube.com/watch?v=kLQzlQuojyk (Video 10:43 Min)

Ein großer Nachteil bleibt aber trotz allem bestehen: Denn Yandex Metrica kann in Deutschland nicht datenschutzkonform eingesetzt werden. Auch das Anwaltsverzeichnis anwalt.de kommt zu dem Urteil: „Der Einsatz des Webanalysedienstes Yandex Metrica bringt erhebliche datenschutzrechtliche Probleme mit sich.“ Daran ändert sich auch nichts, dass Yandex in den Nutzungsbedingungen Nutzer deutlich darauf hinweist, dass sie selbst dafür verantwortlich sind, sich an geltendes Recht zu halten. Yandex erfasst zwar nur anonymisiert IPs und Cookies sollen nur eine verschlüsselte ID beinhalten. Trotzdem bleibt der Nutzer gerade bei Formularen und mithilfe des Webvisors eindeutig identifizierbar. Eine ausführliche Analyse dazu bietet der Jurist Dieter Caspar auf dem Online-Rechteportal internetrechtakademie.de.

Ausblick

Neben all diesen Alternativen für Google Analytics gibt es natürlich noch viele weitere Analyse-Tools für Onlineshop-Betreiber, wie zum Beispiel die Enterprise-Lösungen Adobe Analytics, Sitecatalyst, Webtrends oder Webtrakk. Viel wichtiger ist für Händler jedoch, dass die wichtigsten Kennzahlen in der Regel im ERP-System schlummern. Aussagen zu Deckungsbeiträgen oder tiefergehende Sortimentsbetrachtungen lassen sich bspw. meistnur über das ERP-System durchführen. Oder auch Fragestellungen wie: Welche Sortimente / Produkte haben sich im letzten Betrachtungszeitraum überdurchschnittlich gut oder schlecht entwickelt. Oder: Was sind meine Heroes und was die Poor dogs im Sortiment.

Dies werden wir dann in Kürze in einem eigenständigem Artikel aufarbeiten.

Gerne unterstützen wir auch Sie, bei der optimalen Einrichtung und dem datenschutzkonformen Betrieb  Ihres Analysetools.

Sprechen Sie uns einfach an. Wir stehen für ein unverbindliches Erstgespräch gerne für Sie bereit.

Telefon: 089 23 23 92 94 0

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